Wir haben heimisches und regionales Saatgut gesät.
Gebietseigen nennen wir Pflanzen, wenn sie in einem bestimmten Naturraum heimisch sind und sich dort über einen langen Zeitraum und über viele Generationen vermehrt haben. In diesem Entwicklungsprozess haben die Pflanzen eine genetische Differenzierung und eine lokale Anpassung herausgebildet. Das Saatgut dieser Pflanzen nennen wir auch autochthon (griech.: an Ort und Stelle entstanden).
Wollen wir die biologische Vielfalt und das natürliche Artenspektrum in einer Region wirklich erhalten und schützen, dann brauchen wir autochthones Saatgut. Es ist deshalb so wichtig, weil sich die Insekten bei ihrer Futtersuche auf ganz spezielle Pflanzenarten innerhalb ihres Lebensraumes spezialisiert haben. Es braucht also Saatgut aus dem richtigen Ursprungs- oder Vorkommensgebiet. Das Saatgut einer Glockenblume aus der Nachbarregion, die zwar optisch gleich aussieht, ist genetisch unterschiedlich und wird dann von den Wildbienen und anderen Insekten nicht angeflogen.
Deutschland wurde in 22 Ursprungs- oder Vorkommensgebiete eingeteilt. Unsere Experten vertreten jedoch die Meinung, dass diese Gebiete noch zu großflächig angelegt worden sind und sich das natürliche Artenspektrum in den einzelnen Gebieten viel kleinteiliger zeigt. Deshalb braucht es für die Auswahl und Zusammenstellung des Saatguts Spezialisten mit bester Ortskenntnis bei Flora und Fauna.
Gängige Blühmischungen aus dem Baumarkt enthalten vor allem Pflanzen aus Asien und Afrika. Diese blühen schön und bunt für unser Auge, sind jedoch für unsere heimischen Tiere absolut nutzlos. Doch auch regiozertifiziertes und von den Landwirtschaftsanstalten gefördertes Saatgut ist häufig noch zu allgemein zusammengestellt.
Bei der Auswahl des Saatguts für unseren summenden Acker waren deshalb diese vier Experten gefragt. Zusammengestellt und geliefert wurde es von
· Johann Krimmer Dipl. Ing. FH Samen und Pflanzen für naturnahes Grün
In Abstimmung mit:
· Dr. Andreas Fleischmann Botanische Staatssammlung München, Wildbienen-Experte
· Christian Niederbichler Gebietsbetreuer des Landesbund für Vogelschutz, Bayern
·
Prof. Dr. Hanno Schäfer Professur für
Biodiversität der Pflanzen am Wissenschaftszentrum Weihenstephan für Ernährung,
Landnutzung und Umwelt
Die
Saatgutliste unseres summenden Ackers finden Sie hier zum Download.
Professor Dr. Hanno Schäfer vom Wissenschaftszentrum Weihenstephan für Ernährung, Landnutzung und Umwelt der TU München begleitet unser Projekt auch über das Saatgut und die Aussaat hinaus. Regelmäßig werden Studentinnen und Studenten vom ersten Jahr an im Rahmen ihrer Bachelor- und Masterarbeiten den summenden Acker kartieren. Parallel dazu kartieren sie ein "normales" Biofeld und eine Ackerfläche im konventionellen Anbau.
Mögliche Fragestellungen können sein: Wie und in welchem Rahmen fördert unser Projekt wirklich die Artenvielfalt? Und wie wird unser Projekt von der Natur angenommen?
- Fördert unser Projekt auch
den Humusaufbau und dient so dem Klimaschutz?
Gesunde und lebendige Böden sind die größten Kohlenstoffspeicher der Erde. Humus ist dabei die wichtigste Komponente. Die landwirtschaftlich genutzten Böden in Bayern sind nur noch zu etwa 50 Prozent kohlenstoffgesättigt. Doch durch eine veränderte Landnutzung wie einen summenden Acker kann Humus wieder gezielt aufgebaut werden.
Ob dies auch auf eine Blühfläche wie unseren summenden Acker zutrifft, dazu gibt es noch zu wenig Daten. Und genau deshalb ist unser Projekt interessant.Dr. Martin Wiesmeier von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft geht davon aus, dass bei einem längerfristigen Projekt - wie dem summenden Acker - durchaus mit einem Anstieg der Humusbildung zu rechnen ist. Die Humusbildung hängt vor allem von den Einträgen organischer Substanz über die Wurzeln ab. Dafür braucht es eine starke und vor allem unterschiedlich tiefe Durchwurzelung der Böden, die bei einer Blühfläche gegeben ist.
Am 08. März 2021 erfolgte die erste Bodenprobenahme, um die aktuellen Kohlenstoffvorräte der Blühflächen zu bestimmen. Für den Nachweis eines Humusaufbaus ist eine erneute Probenahme nach etwa drei Jahren erforderlich. Also warten wir´s ab ...
Ergänzend begleitet zukünftig auch seine Kollegin Roswitha Walter das Projekt - im Bereich Bodentiere und Regenwurmbestand.
4. durch das Landratsamt Landsberg am Lech - Untere Naturschutzbehörde
Wir freuen uns sehr über das regionale behördliche Wohlwollen und die amtliche Unterstützung bei der Umsetzung.